Fallstudie

Pandemiebekämpfung

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie war eine effektive und schnelle Versorgung von schweren bzw. komplexen Infektionsverläufen eine zentrale Herausforderung, insbesondere in der intensivmedizinischen Betreuung. Diese Herausforderung greift diese Fallstudie gemeinsam mit Charité – Universitätsmedizin Berlin (Charité) und Partnerkliniken national wie international auf.
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Ausgangslage

Die Versorgung von schwer erkrankten COVID-19-Patientinnen und -Patienten stellte Kliniken aller Versorgungsstufen vor große Herausforderungen: rasch wachsende Fallzahlen, heterogene Krankheitsverläufe, neue Therapieempfehlungen und knappe intensivmedizinische Ressourcen machten eine schnelle Verbreitung von Behandlungsmustern sowie den Zugang zu Spezialwissen erforderlich. Um diese Anforderungen zu bewältigen, wurde das bestehende Projektnetzwerk ERIC (Enhanced Recovery after Intensive Care) der Charité erweitert und auf eine nationale sowie internationale Ebene ausgeweitet. Im Detail heißt das: Kliniken in Deutschland und weltweit wurden mit telemedizinischer Anbindung ausgestattet, um eine direkte Konsil- und Beratungsleistung seitens der Charité zu ermöglichen.

Parallel dazu weist das Robert Koch-Institut (RKI) darauf hin, dass Telemedizin gerade in Krisensituationen wie der COVID-19-Pandemie ein wichtiges Instrument sein kann: „Durch Telemedizin kann die in Deutschland vorhandene fachliche Expertise … national und international direkt zur Verfügung gestellt werden, ohne dass dafür medizinisches Personal entsendet werden muss.”

Somit bildete sich im Zusammenspiel von Spezialkompetenz (z. B. Charité), Infrastruktur (z. B. ERIC Netzwerk) und Technologie (Teladoc Health) ein Ansatz, der auf Schnelligkeit, Skalierung und Vernetzung angelegt war.

Technik & Dienstleistung

Teladoc stellte in diesem Projekt eine umfassende telemedizinische Ausstattung bereit. Diese umfasste unter anderem einen Telemedizin-Wagen bzw. Tele-Roboter („Lite v4“ und „Vita“) samt Audio-/Video­kommunikationssoftware (PAS – Provider Access Software) sowie die digitale Versorgungsplattform („Solo“) zur Terminierung von Telekonsilen sowie zur digitalen Dokumentation.

Die technische Ausstattung im Detail:

  • Der Telemedizinwagen „Lite v4“ verfügt über zwei separate PTZ-Kameras (Pan-Tilt-Zoom), wodurch ein detaillierter Blick auf den Patienten möglich ist – das erlaubt eine visuelle Begutachtung von Atmung, Monitoring, Pflegezustand etc.

  • In der PAS-Software ist eine dynamische Bandbreitenanpassung integriert, um selbst in weniger optimalen Netzumgebungen stabile Audio-/Video­verbindungen zu gewährleisten.

  • Die Plattform Solo dient u. a. zur Terminierung von Telekonsilen sowie zur Dokumentation – d. h., Konsiliarärzte der Charité können sich über die Plattform mit Partnerkliniken verbinden, Fälle besprechen, Therapieempfehlungen geben und die Dokumentation zentral hinterlegen.

  • Der Netzwerk-Aufbau war nach dem Hub-&-Spoke-Modell organisiert: die Charité als Zentrum (Hub) und Partnerkliniken in nationalen wie internationalen Standorten (Spokes) – darunter z. B. Partnerkliniken in Montenegro, Usbekistan, Südafrika und Uganda.

Durch diese telemedizinische Vernetzung konnten mehrere zentrale Ziele erreicht werden:

  • Die aktuellsten Daten- und Therapieempfehlungen für COVID-19 wurden den angeschlossenen Partnerkliniken direkt zugänglich gemacht, wodurch Behandlungsmuster schneller adaptiert werden konnten.

  • Eine Zweitmeinung und Therapieempfehlung durch das Spezialzentrum Charité war möglich, was gerade bei komplexen Fällen eine Optimierung der Versorgung bedeuten kann.

  • International wie national konnte eine standardisierte Betreuung schwerer COVID-19-Fälle verbessert werden – dies trug zur Entzerrung von Ressourcenzuweisungen und zur Qualitätssicherung in der Intensivmedizin bei.

Zudem unterstützt das RKI entscheidend die Rolle der Telemedizin als Kriseninterventionsmittel: „Im Kontext der COVID-19-Pandemie konnte die Telemedizin ihren Stellenwert als sinnvolle Unterstützungsmaßnahme … bestätigen.“

Bedeutung für zukünftige Versorgungsstrukturen

Dieses Projekt hat über die unmittelbare Krisenreaktion hinaus Bedeutung für die langfristige Entwicklung telemedizinischer Versorgungsnetzwerke. Die Charité erklärt, dass der Ausbau telemedizinischer Netzwerke – insbesondere im Bereich Intensivmedizin – eine zentrale Rolle für ihre internationalen Aktivitäten spielt; das Telemed-Klinik-Netzwerk wird strategisch weiterentwickelt und über die nationalen Grenzen hinaus ausgerichtet.

Ein Blick auf die Geschichte: Das ERIC-Projekt wurde bereits 2017 an der Charité im Rahmen der KAI Telemedizin initiiert („Das Flagship-Projekt ERIC … führte zu digitalen Netzwerken zur Intensivbetreuung“) und bot somit eine bestehende Struktur, die im Krisenfall schnell skaliert werden konnte.

Damit zeigt sich: Die Telemedizin ist nicht mehr nur eine ergänzende Option, sondern ein integraler Bestandteil moderner Versorgungs­konzepte – gerade in kritischen Versorgungsbereichen wie der Intensivmedizin. Die Kombination von Technologie, Vernetzung und Fachkompetenz eröffnet neue Wege in der Versorgung.

Fazit

Die hier beschriebene Fallstudie von Teladoc Health in Kooperation mit der Charité zeigt eindrucksvoll, wie Telemedizin in einer Krisensituation wie der COVID-19-Pandemie wirkungsvoll zur Standardisierung, Vernetzung und qualitativen Verbesserung der intensivmedizinischen Versorgung beitragen kann. Ausgangspunkt war eine intensivmedizinische Betreuung, die durch neue Behandlungsmuster und hohe Komplexität geprägt war; über eine technische Plattform und ein etabliertes Netzwerk wurde Fachwissen orts- und zeitunabhängig verfügbar gemacht, wodurch Partnerkliniken national und international gestützt wurden. Das Projekt hat damit nicht nur unmittelbare Auswirkungen in der Pandemie, sondern zeigt auch das Potenzial für die langfristige Ausgestaltung telemedizinischer Versorgungsnetze in Deutschland und darüber hinaus.