Weltfrühgeborenen Tag 2024

Herausforderungen bei plötzlichen Geburten in Kliniken ohne Neonatologie

Frühgeburten können völlig unerwartet auftreten – oft in Geburtskliniken, die auf solche Fälle nicht ausgerichtet sind und keine neonatologische Intensivstation haben. Das kann in städtischen, aber insbesondere in ländlichen Gebieten ein ernstes Problem darstellen. Die Verlegung eines kritisch kranken Frühgeborenen in ein spezialisiertes Zentrum nimmt Zeit in Anspruch, und genau hier kann Telemedizin eine sofortige Brücke zur Unterstützung bauen.

Die Rolle der Telemedizin in der Akutversorgung von Frühgeborenen

Telemedizin ermöglicht es, dass Neonatologie-Experten aus spezialisierten Zentren in Echtzeit zugeschaltet werden, um das lokale medizinische Personal sofort bei der Versorgung des Frühgeborenen zu unterstützen. Über gesicherte Video- und Datenverbindungen können die Spezialisten die Vitalparameter des Babys überwachen und den Geburtshelfern oder Pädiatern vor Ort Anweisungen für lebensrettende Maßnahmen geben, bis das Baby stabilisiert oder in eine spezialisierte Einrichtung verlegt werden kann.

Beispiele für akute telemedizinische Unterstützung bei Frühgeburten

1. Teleneonatologie-Programme: In Programmen wie dem Teleneonatologie-Angebot der Mayo Clinic wird in Notfällen eine sichere Videoverbindung zwischen dem örtlichen Krankenhaus und einem Team spezialisierter Neonatologen hergestellt. Das Telemedizin-Team kann das Frühgeborene durch die Kamera überwachen und in Echtzeit Ratschläge zur Beatmung, Temperaturregulation und Erstversorgung geben. Besonders wertvoll ist diese Unterstützung in den sogenannten „goldenen Minuten“ direkt nach der Geburt, in denen jede Handlung entscheidend sein kann.
2. Philips und Teladoc Health in Australien: In ländlichen Regionen Australiens haben Philips und Teladoc Health gemeinsam mit der Mater Group ein Modell entwickelt, bei dem Frühgeborene, die in nicht spezialisierten Kliniken geboren werden, sofort über eine virtuelle Plattform mit Neonatologen aus größeren Krankenhäusern verbunden werden. Hierdurch können Stabilisationsmaßnahmen direkt vor Ort unter Anweisung von Fachärzten erfolgen, die das Team vor Ort durch jeden Schritt der Erstversorgung leiten.
3. Telemedizinische Unterstützung bei Transporten: Der Transport von Frühgeborenen in spezialisierte Zentren erfordert häufig eine intensive medizinische Begleitung. In solchen Fällen ermöglicht die Telemedizin, dass Experten auch während des Transports in das nächste Zentrum eine kontinuierliche Überwachung und Beratung durchführen, sodass die neonatologische Versorgung bis zur Ankunft am Zielort sichergestellt ist. Frühgeborene, die auf dem Weg in ein größeres Krankenhaus sind, erhalten so eine durchgehende Kontrolle ihrer Vitalwerte und eine angepasste Versorgung je nach akutem Zustand.

Vorteile der Telemedizin für die Akutversorgung von Frühgeborenen

Die Telemedizin stellt nicht nur eine Verbindung zu Experten her, sondern unterstützt durch Echtzeit-Informationen und eine unmittelbare Kommunikation in kritischen Momenten:

• Schnelle Diagnose und gezielte Behandlungsschritte: Durch die Echtzeitüberwachung und Rücksprache mit Neonatologen können Notfallteams in weniger spezialisierten Kliniken sofortige Entscheidungen treffen, die für das Überleben und die Stabilisierung des Frühgeborenen entscheidend sind.
• Verfügbarkeit lebensrettender Expertise: In Kliniken ohne neonatologische Intensivstation erhalten lokale Ärzte durch die Unterstützung per Telemedizin eine direkte Anleitung zur Erstversorgung, was insbesondere bei seltenen und komplexen Notfällen enorm wertvoll ist.
• Nahtlose Integration in das Transportmanagement: Durch die Fernüberwachung und kontinuierliche Beratung kann das Frühgeborene in stabilisiertem Zustand zu einem spezialisierten Zentrum gebracht werden, ohne dass auf dem Weg eine Lücke in der Versorgung entsteht.

Ein Ausblick in die Zukunft

Die Telemedizin bietet für die akute Versorgung von Frühgeborenen entscheidende Möglichkeiten, insbesondere in Situationen, in denen schnell gehandelt werden muss und ein sofortiger Zugang zu Spezialisten nicht vor Ort verfügbar ist. In den kommenden Jahren wird die Rolle der Telemedizin im Rahmen von Programmen zur Unterstützung von Frühgeburten weiter an Bedeutung gewinnen, und es ist zu erwarten, dass sich durch innovative Technologien die Überlebenschancen und die Versorgungsqualität für Frühgeborene weltweit verbessern.

Am Weltfrühgeborenen Tag setzen wir ein Zeichen für diese lebensrettende Technologie, die bereits heute vielen Frühgeborenen eine bessere Chance auf ein gesundes Leben ermöglicht.